Geocaching: Navi oder Mobiltelefon – Reine Geschmackssache?

Geocaching ist eine tolle Freizeitbeschäftigung für jedes Alter. Es gibt aber eine Frage, die sich jeder Geocacher früher oder später stellt: Verwende ich ein Mobiltelefon mit App oder kaufe ich mir ein Navigationsgerät? Ich habe schon erlebt, dass bei einer solchen simplen Frage auf einem Cachertreffen kleine Kriege ausbrechen.

Bei der Frage nach Navi oder Handy, hatte ich folgenden Eindruck bei den Antworten:
Cacher mit Mobitelefon werden oft abfällig als „Handycacher“ bezeichnet. Genau die gleiche abfällige Bemerkung (nur in einem noch viel abfälligerem Ton) wird bei Lost-Place-Anhängern verwendet, wenn sie einen Grund suchen eine Location nicht verraten zu wollen – die „Handycacher“sind nämlich alle Dumm und totale Trampel, die alles kaputt machen.
Alle anderen Super-Cacher nutzen Navigationsgeräte. Damit beweist man die Ernsthaftigkeit, mit der man dieses Hobby betreibt und gehört deshalb zur Elite.

Ok jetzt versuchen wir das ganze mal objektiv zu betrachten.

Wer mit dem Cachen beginnt, der wird erstmal in dieses Hobby hinein schnuppern wollen – und das so günstig wie möglich.
Erste Anlaufstelle ist hier Geocaching.com, wo man einen kostenlosen Account anlegen kann.
Als Zweites benötigt man ein Gerät für die Navigation. Das Mobiltelefon ist schon vorhanden und kostenlose Apps gibt es auch.
Schon kann es los gehen.

Genauso war es auch bei uns und die ersten Caches haben wir auch gefunden, wenn auch unter -teilweise- größeren Problemen.
Irgendwann im Laufe der Zeit haben wir uns dann ein Navi zugelegt, das Garmin Oregon 550.
Erste Erkenntnis:
Es lag nicht am Handy, dass wir nichts fanden – es lag an uns.
Ich behaupte mal, dass die ersten 100 Caches die schwersten sind. Man lernt viel und bekommt auch langsam eine Auge dafür, wo ein Cache liegen könnte und wo nicht.

Also unser Resümee zu Mobiltelefon vs. Navi
Genauigkeit:
Ich konnte keine Unterschiede feststellen, was die Genauigkeit angeht. Unsere Handys (Samsung S2, S3, S5) haben auf freiem Feld keine wesentliche Abweichung zum Garmin Oregon 550.
Die genannten Mobiltelefone haben jeweils einen magnetischen Kompass und GPS, wie auch das Garmin. Wobei aber das Garmin einen 3 Achsen kompass besitzt, dem es egal ist wie man das Gerät hält; bei den Handy´s sollte das Handy waagerecht zum Boden gehalten werden.
In Städten haben die Mobiltelefone sogar noch den Vorteil, dass sie sich über des Handynetz zusätzlich orientieren. Erst Letztens konnten wir in einer Häuserschlucht mit dem Mobiltelefon wesentlich genauer navigieren, als mit dem Garmin.
Gleiches gilt in dichten Wälder.
Ebenfalls hatte ich mit dem Mobiltelefon und auch dem Garmin den Effekt, dass diese an einem Radweg anzeigten, dass sich der Cache 8m rechts von mir befinden. Nach einem beherzten Sprung über den Graben waren dann aber beide Garäte einig, dass sich der Cache wohl doch eher 20m links vom Radweg befndet. Vor Sprüngen (der Koordinaten!!) ist man also bei beiden Geräten nicht gefeit.

Funktionen:
Wir nutzen das Android-App c.geo. Die Funktionen, die dieses App bietet, überschreiten erheblich die Funktionen des Garmin.
Chirp-Funktion ist im Garmin vorhanden. Unser Samsung S5 wäre mit der „Ant+“-Funktion ebenfalls Chirp-fähig, aber zum Laufen brachte ich es noch nicht. Hier liegt der Vorteil definitv beim Garmin.

Geschwindigkeit/Reaktion:
Das S2 war mit der App c.geo schon ziemlich am Leistungslimit. Es reagierte träge bei der Navigation und teilweise blieb es einfach stehen.
Mein S3 funktioniert dagegen eigentlich recht flüssig. Das S5 ist der absolute Kracher in Punkto Geschwindigkeit.

Lesbarkeit:
Das typische Problem bei Mobiltelefonen ist einfach das Display. In praller Sonne sind diese richtig schwer zu lesen.
Hier liegt der Vorteil ganz klar beim Garmin. Wobei … mit meiner Sonnenbrille (polarisierte Gläser) habe ich dann doch auch Schwierigkeiten.

Karten:
Hier wird bei den Navigationsgeräten immer der Vorteil genannt, dass die Karten auf dem Gerät sind und nicht, wie beim Mobiltelefon, per Internetverbindung heruntergeladen werden. Vor allem beim Cachen im Ausland ist dies nachteilig und u.U. teuer.
ABER
Auch beim c.geo kann man Offline-Karten einbinden. Ich nutze selber die Offline-Karten und benötige deshalb auch beim „Handycachen“ keinen Traffic.
Karten bekommt man für beide Geräte z.B.: bei freizeitkarte-osm.de.

Outdoor:
Auch wenn mein Samsung S5 inzwischen ebenfalls Wasserfest ist – hier hat das Garmin einfach seine Nase vorn.
Das beginnt bei dem sehr robusten Gehäuse. Auch bei einem Fall aus normaler Höhe, hat man nicht gleich das „Spinnweben-App“ auf dem Bildschirm.
Ausgeliefert mit einem Karabiner, kann das Garmin fest angehängt werden. Einen Fahrradhalter für 9 Euro beim Onlinehandel, lässt auch ausgedehnte Caching-Fahrrad-Touren zu.
Vor allem die Laufleistung von mehr als 12h sind hier das absolute Killerargument gegen ein Mobiltelefon (mein S3 war nach knapp 5h leer). Und wenn es mal wieder länger dauert, so kann man einfach 2 handelsübliche AA-Batterien einsetzen und die Suche kann weiter gehen.
Auch nich ganz unerheblich sind die Erfahrungen von vielen Cachern, daß Garmin wirklich sehr kulant bei Schäden/Reparaturen zu sein scheint. Ich habe zwar diesbezüglich keine Erfahrung damit, aber bei Gesprächen mit anderen Cachern zeigt sich hier doch eine gewisse Tendenz.

Geocaching-Daten:
Geocaches oder Pocket-Queries (Premium-Mitgliedschaft bei Geocaching.com vorausgesetzt) werden als GPX-Dateien auf das Garmin Oregon 550 oder das Mobiltelefon übertragen.
Vorteil beim Mobiltelefon: Geocaches können live gesucht werden (Internetverbindung) und auch Pocket-Queries können direkt auf das Mobiltelefon heruntergeladen und in Listen gesichert werden.
Um immer die neusten Hinweise/Log´s zu Caches zu haben, können die Pocket-Queries aktualisiert werden. Nutzt man das Navi, so muss man dies auf der Seite Geocaching.com machen und die neu erzeugt GPX-Datei wieder übertragen. Beim App c.geo konnen die Listen einfach aktualisiert und/oder offline gespeichert werden.
Spoilerbilder hat man dann ebenfalls offline beim Mobiltelefon dabei und benötigt auch hier keine Internetverbindung beim Cachen.
Das Garmin Oregon 550 zeigt Spoilerbilder nicht an. (Wer´s mag – wer´s braucht – wie auch immer).

erweiterte Geocaching-Funktionen:
Loggen kann man nur mit dem App auf dem Mobiltelefon. Beim Garmin kann man zwar den Cache-Status ändern (z.B.: gefunden) und einen Kommentar angeben, aber geloggt werden muss dann zuhause am PC.
Das soll aber kein Nachteil sein. Das sofortige Loggen mit dem Mobiltelefon verleitet auf schnelle und kurze Log´s, die wenig persönlich sind. Ich finde, dass jemand, der sich die Mühe macht einen Cache zu verstecken und zu pflegen, mehr verdient hat als ein „DFDC und Tschüß“.
Ein toller Vorteil beim Mobiltelefon ist jedoch, dass man mit dem App c.geo auch Travelbugs loggen und ansehen kann. Es kann durchaus hilfreich sein, die „Mission“ eines Trackables nachschlagen zu können, bevor man ihn mitnimmt. Nicht dass man ihn in die falsche Richtung „verschleppt“.

Mein Fazit:
Ich liebe mein Garmin – speziell bei ausgedehnten Touren ist es ein toller Begleiter. Selten benötige ich das Mobiltelefon um Spoilerbilder anzusehen. Lediglich das Vorbereiten des Garmin´s mit den Cachingdaten benötigt etwas Zeit.
Ebenfalls nicht missen, möchte ich mein Mobiltelefon.
Für das schnelle Cachen mitten drin ist es einfach genial. App starten, gucken, was in der Nähe ist – und los gehts. Schnell und unkompliziert. Und ebenfalls wirklich genau – Hand auf´s Herz, aber ich konnte bisher wirklich nicht feststellen, dass das Mobiltelefon hier irgendwie ungenauer wäre als das Navi.
Würde ich mit jetzigem Wissenstand trotzdem wieder das Garmin Oregon 550 kaufen?
Ja. naja – ähm … ja, doch.
Die Anschaffung stünde nur nicht an oberer Stelle. Es ist eine Menge Geld, und die Anschaffung eines Gerätes macht einem ja nicht zum besseren Cacher.
Aber die Outdoor-Qualitäten sind einfach nicht mit einem Mobiltelefon zu vergleichen.

Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich bemüht war, so objektiv zu bleiben wie es mir möglich war. Sicherlich spiegelt der obige Text meine Meinung wider, welche nicht zwingend die alleinige Wahrheit darstellt.